Chử Đồng-Tử und die Prinzessin Tiên Dung

Chử Đồng-Tử und die Prinzessin Tiên Dung

Vor langer Zeit lebte der König Hùng Vương III. im Königreich Văn Lang. Er hatte eine Tochter die mit wahrhaft göttlicher Schönheit gesegnet war, deshalb nannte man sie Tiên Dung. Doch trotz des Segens des bezaubernden Liebreizes zeigte sie sich gleichgültig gegenüber jedem Mann, der ihr verfiel. Kein Prinz oder König aus den Nachbarländern konnte erfolgreich ihr Herz gewinnen. Stattdessen entwickelte sie eine Liebe zur Natur und wunderschönen Landschaften, bei denen sie viel Zeit verbrachte, wenn sie durch die erstaunlichsten Orte des Königreichs ihres Vaters wandelte. Da der König Hùng Vương seine Tochter sehr liebte, erfüllte er ihr stets jeden Wunsch und gestattete ihr die vielen Flüsschen in seiner Einflusssphäre zu erkunden, die sie so sehr faszinierten. Er gab ihr eine Anzahl Schiffchen und eine königliche Barke und stattete diese mit Dienern und Wachen aus, um die heißgeliebte Tochter auf ihren Reisen sicher zu geleiten. Zur selben Zeit lebte im Dörfchen Chử Xá, weit weg von Hùng Vươngs riesigem, großen Palast, ein sehr armer Fischer und sein einziger Sohn Chử Đồng-Tử in einer kleinen Hütte und fischte sich jeden Tag seine Nahrung. Aber das Schicksal traf sie hart, als die Hütte bis auf die Grundmauern niederbrannte und sie mit nichts als einem einzigen Lendenschurz zurückließ. Nachdem sie alle Besitztümer und Kleider verloren hatten mussten Chử Đồng-Tử und sein Vater das einzige Kleidungsstück das sie hatten abwechselnd tragen. Als sein Vater alt und krank wurde, sagte er Chử Đồng-Tử, er solle den Lendenschurz behalten, wenn er tot sei. Doch seine Liebe und sein Respekt vor seinem Vater verboten ihm, das Kleidungsstück zu behalten. Stattdessen nutzte er es, nachdem sein Vater gestorben war, um den Körper des verstorbenen zu umwickeln und begrub ihn in Ehren. Da er nun gar keine Garderobe mehr besaß musste der arme Junge nachts fischen. Tagsüber konnte er den Fisch an vorüberkommende Dorfbewohner verkaufen, während er von der Hüfte abwärts im Wasser war. Eines schönen Nachtmittags, als Tiên Dung, begleitet von ihren Dienern und Wachen, nach neuen Orten zum erkunden suchte, kam sie zum Dorf Chử Xá und zu jenem Fluss, auf dem Chử Đồng-Tử jede Nacht fischte und täglich seinen Fisch verkaufte. Aufgescheucht durch den Klang der Trommeln und den Anblick der königlichen Reisegesellschaft, versteckte er sich schnell hinter einigen Schilfstangen, grub ein Loch in den Sand und bedeckte sich beinahe vollständig mit Sand. Doch da die Prinzessin die neu entdeckte Landschaft so sehr bewunderte, entwickelte sie das Verlangen, im Fluss zu baden. Ihre Wünsche erfüllend bauten die Dienter ein Zelt am Strand auf, in das die Prinzessin ging um sich zu entkleiden, um sich hernach Wasser über sich zu schütten. Als das Wasser langsam zu Boden tropfte fing es an den Sand mit dem sich Chử Đồng-Tử bedeckt hatte hinwegzuwaschen, bis nichts mehr übrig war und den nackten Körper unter ihren Füßen schließlich vollständig preisgab. Erstaunt über die Anwesenheit Chử Đồng-Tửs bedeckte Tiên Dung sich schnell, während der eingeschüchterte und verängstigte Mann bewegungslos am Boden lag, sein Haupt abwandte und vielfach um Verzeihung bat. Er erklärte der Prinzessin, wie es dazu gekommen war und dass er seinen Vater in das letzte Kleidungsstück gehüllt hatte, das er gehabt hatte und dass er deshalb im Dunkeln fische. Er hätte sich in dem Versuch, von der Prinzessin und ihren Dienern unentdeckt zu bleiben, im Sand verbuddelt wo Tiên Dung nun badete. Als sie erkannte, dass der junge Mann nichts falsches getan hatte, war die Prinzessin nicht mehr verärgert über Chử Đồng-Tử. Als sie gewahr wurde, dass nur das Schicksal selbst ihre Pfade miteinander verwoben hatte, sagte sie dem jungen Mann: "Ich habe geschworen, nicht zu heiraten, aber der Himmel selbst hat dieses Treffen veranlasst und ich kann mich nicht gegen seinen Willen stellen." Danach befahl sie ihren Offizieren und Dienstmädchen, den jungen Mann zu bekleiden und die Hochzeit vorzubereiten. Chử Đồng-Tử, nun gut gekleidet heiratete die Prinzessin an eben diesem Abend, an dem Fluss, wo sie sich getroffen hatten. Als die Nachricht von der Hochzeit den König erreichte wurde er wütend und befahl seinen Wachen, seine Tochter nie wieder in den Palast hinein zu lassen. Nachdem ihr die Rückkehr verwehrt war ließ sich Tiên Dung mit ihrem Mann in seinem Dorf nieder und nutzte die Reste ihrer Reichtümer um sich durch Handel zu ernähren. Mit Chử Đồng-Tửs Erfahrung im Verkauf und Tiên Dungs Charme blühte ihr Handel auf und bald war das Dorf Chử Xá wohlbekannt. Händler aus dem Königreich und aus benachbarten kamen, um mit dem jungen Paar Geschäfte zu machen. Eines Tages, auf einer Reise zum Ankauf von Handelsware zum späteren Verkauf, trieb ein schwerer Sturm Chử Đồng-Tử zur Insel Quỳnh Viên. Dort traf er einen taoistischen Priester der sofort das Zeichen auf des jungen Mannes Stirn erkannte: Das Zeichen der Unsterblichkeit. Der Priester bot Chử Đồng-Tử Hilfe dabei an, die Geheimnisse der Unsterblichkeit zu ergründen und der junge Mann stimmte zu, ein Jahr auf der Insel zu bleiben, um sich in den Pfad des Taoismus initiieren zu lassen. Ein Jahr war vergangen und es war an der Zeit für Chử Đồng-Tử nach Hause zurück zu kehren und seine geliebte Tiên Dung wiederzusehen. Doch bevor er ging gab ihm der Priester einen Pilgerstab und einen kegelförmigen Hut aus Palmzweigen und sagte ihm, er solle sie niemals ablegen, denn beide würden ihn schützen und seine Bedürfnisse stillen. Als er zu Hause ankam erzählte er seiner Frau von den wundervollen Dingen, die er von dem Priester gelernt hatte. Begierig danach einen eigenen Pfad neben dem ihres Mannes Chử Đồng-Tử zu finden, legten sie beide ihre irdischen Sünden ab, verließen ihre Besitzungen und ihr zu Hause, um nach einem verlassenen Ort zu suchen, an dem sie sich ganz und gar der wahren Doktrin ergeben könnten. Gemeinsam liefen sie den ganzen Tag und ihre suche Führte sie in die Wildnis, wo sie sehr müde wurden und sich entschieden, über Nacht zu bleiben. Bevor er sich jedoch zum Schlafen niederlegte, steckte Chử Đồng-Tử den Stab in den Boden und krönte ihn mit dem Hut. Mitten in der Nacht wurde das Paar von großem lautem Donner geweckt. Als sie beide aufstanden waren sie verwirrt, denn sie sahen eine magische Zitadelle langsam aus der Erde steigen. In seinen Mauern waren Burgen aus Smaragden und Jade gefüllt mit preislosen Schätzen, umgeben von Höfen, Wachen und Dienstmädchen, die sie von den Toren als Herrscher des neuen Königreichs grüßten. Chử Đồng-Tử und seine Frau betraten die hohen Mauern und gemeinsam begründeten sie eine Herrschaft des Friedens und Wohlstands. Die Neuigkeiten über die magische Zitadelle verbreiteten sich schnell im Königreich und Dorfbewohner und Bürger aus dem Umland kamen um dem heiligen Schrein ihren Respekt zu zollen. Als der König davon hörte wurde er fürchterlich wütend, weil er dachte, seine Tochter würde ihre eigene Dynastie gegen ihn Gründen. Schnell befahl er seinen Generälen, die Truppen zu sammeln, um das Königreich seiner Tochter zu zerstören. Als jeder in der Zitadelle hörte, dass des Königs Armee sich näherte baten sie Tiên Dung, sie in den Kampf zu schicken. Aber die Prinzessin entgegnete ruhig: "Ich will diesen heiligen Ort nicht mit Gewalt verteidigen. Dieser Ort wurde vom Himmel erschaffen und dieser wird sein Schicksal entscheiden. Ich habe meinem Vater bereits einmal getrotzt. Lasst ihn seinen Wunsch haben." Der Abend kam und König Hùng Vươngs Männer kampierten auf der Flussbank gegenüber der Zitadelle, von wo sie im Morgengrauen ihre Attacke starten würden. Wundersamerweise kam urplötzlich ein gewaltiger Sturm auf. Sein heftiger Wind riss Bäume und Äste aus und wütete mit unglaublicher Macht und hob die gesamte Zitadelle mit einer mächtigen Böe in den Himmel. Als die Armee am nächsten Morgen kam waren weder die Zitadelle noch ihre Einwohner aufzufinden. Stattdessen fand man ein sumpfiges Becken und einen sandigen Strand. Als sie in ihr Königreich zurückkehrten und dem König erzählten, was passiert war, begriff Hùng Vương seinen Fehler. Er befahl seinen Leuten, einen Tempel an der Stelle der verlorenen Zitadelle zu bauen, in Erinnerung an seine Tochter Tiên Dung und an Chử Đồng-Tử. Er nannte das Becken Đầm Nhất Dạ, was "See-der-über-Nacht-entstand" heißt und nannte den Strand Bãi Tự Nhiên, was "spontaner Strand" bedeutet. Diese Stätten wurden im Königreich für alle Zeit geehrt.